Fast vergessen, einfach so beim Räumen entdeckt, ein Kleinod – vielleicht sogar das letzte seiner Art – aus dem Jahr 2001. Ein Objekt bespielgebend für all diese unzähligen kreativen Einzelheiten, die ich von diversen herbst-Erlebnissen bereits vergessen habe. Die Fülle an Veranstaltungen in den letzten beiden Jahrzehnten, bei denen ich den steirischen herbst als Gast begleitet habe, hinterlässt oft Spuren, die nicht auf der Oberfläche verbleiben sondern wieder in die Tiefe verschwinden, um vielleicht eines Tages wieder unerwartet in den Vordergrund zu erscheinen.
Und dann ist es sogar etwas, dem ich vor sechzehn Jahren beigewohnt habe (bzw. beigewohnt wurde), dass sich als durchaus prophetisch erwiesen hat. Die vielen Ideen, die jährlich in diesen vier Wochen auf mich einströmen, intensivieren für mich die Wahrnehmung der Welt, verändern Standpunkte und machen so manches verborgene sichtbar.
Oft passiert das augenscheinlich – manchmal fast unmerklich.
Die großen persönlichen Höhepunkte – drei seien stellvertretend erwähnt
– Dejan Dukovskys Balkan-Gewalt-Reigen „Das Pulverfass“ (2001)
– Lola Arias surreal-apokalyptische Weltabbildung als Trilogie „Striptease/Traum mit Revolver/Liebe ist ein Heckschütze“ (2007)
– das Umtanzen der Realität in eine verwunschene Wirklichkeit in „Guerrilla“ von El Conde de Torrefiel (2016)
bleiben unmittelbar im Gedächtnis und sind ständig als Erinnerungen abrufbar.
Aber auch alles andere verbleibt – wie ein verschwommenes Foto – als Idee, als Mahnung, als vielleicht irgendwann wieder aufrufbarer Splitter.

 

Robert Goessl ist seit Jahren treuer Besucher des Festivals.

steirischer herbst 2001: „Lassen Sie sich überwachen!“ von Winfried Pauleit und Sabine Nessel.
(Teil des Projekts: Intervention ist nicht gleich Intervention. Kunst mischt sich ein)