steirischer herbst, das ist für mich, die aus den nadelbewaldeten bergen kommt, die vorstellung von einem bunten blätterwald in leuchtenden farben.
steirischer herbst, das ist für mich die erinnerung an ein plakat, auf dem ein mann den kopf durch die wand steckt, in einer stadt am anderen ende österreichs.
steirischer herbst, das ist für mich, die in wien studiert, ein avantgardefestival, das man unbedingt gesehen haben muss.
steirischer herbst, das ist für mich, eine performerin, die in graz lebt tatsächlich immer wieder ein bunter blätterwald in leuchtenden farben.
ich erinnere mich an künstler*innen aus allen teilen der welt, an menschen auf der straße, an großstadtgefühl, ich erinnere mich an herbstbars in allen teilen der stadt und zu allen tages- und nachtstunden, ich erinnere mich an durchgefeierte nächte, an jahr für jahr härtere auflagen und frühere sperrstunden, an kalte füße und hitzige gespräche, ich erinnere mich an performances an allen orten der stadt und in der ganzen steiermark, an fahrten im shuttlebus und in diversen pkws an orte, die ich vorher noch nicht kannte, ich erinnere mich an autopannen und irrfahrten, ich erinnere mich an viele neue bekanntschften aus denen teils freundschaften wurden, an spanndende gespräche, interviews und recherchen, an nackte menschen im wald, an übernachtungen am präbichel, an mittagsmenüs, die für eine ganze woche gereicht hätten, ich erinnere mich an ein pensionszimmer in vordernberg, an das vorbeidonnern von lastwägen um fünf uhr morgens, auf einer bergstraße, die auch als einbahn hätte durchgehen können, ich erinnere mich an das voyeuristische gefühl beim besuch des schubhaftgefängnisses und an die gefängniskatze – die einzige, die diesen ort gerne zu betreten schien, ich erinnere mich an lange proben und diskussionen, an das schreiben von texten, an nachdenken, verwerfen und weiterprobieren, ich erinnere mich an eine herbstintendantin, die morgens um fünf in einem wald ein liebeslied singt, an das literweise kochen von tee und kaffee und an den brotwagen, der frische semmeln direkt zu herbstbar bringt, ich erinnere mich an einen weinenden wirt, der schnaps ausschenkt, an das uneingelöste versprechen auch nach dem herbst wiederzukommen, ich erinnere mich an fahrten mit einem wohnwagen zu einem flohmarkt, ich erinnere mich an fotos, die ich mache, während ich auf dem trittbrett eines rollenden lkw´s stehe, ich erinnere mich an ein paar stunden schlaf auf unbequemen zuschauerbänken, weil ich eh gleich wieder einsatzfähig sein sollte, ich erinnere mich an sonnenauf,- und untergänge, an regen, schnee und schneeregen und ich erinnere mich an einen bunten blätterwald in leuchtenden farben. das ist ein kleiner ausschnitt aus meinen subjektiven erinnerungen an den bunten steirischen herbst.
Eva Hofer ist Performerin und Mitglied des Theater im Bahnhof.
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