Der Architekturschwerpunkt „Das letzte Haus“ des steirischen herbst 1995 in Kooperation mit dem Haus der Architektur initierte unter anderem eine Bar im zweiten Stock des „Eisernen Hauses1“. Gemeinsam mit Siegfried Frank übernahm ich Konzeption und Gestaltung der Bar in der aufgelassenen Fahrradwerkstatt eines stadtbekannten Großkaufhauses.

Während der Bauphase wurden vom Eigentümer – dem Kaufhaus – immer wieder Kaufinteressenten, meist Versicherungen oder Banken durchgeführt. Man wollte das Haus und die anschließenden Liegenschaften gerne so bald als möglich loswerden, wurde uns gesagt. Die Liegenschaft beherbergte zu diesem Zeitpunkt eine etwas traurige Buchhandlung und eine mittelmäßige Pizzeria. Auch ein Abbruch wurde diskutiert.

Neben der Pop-Up-Bar (ein damals völlig unbekannter Begriff) waren es vor allem die DJ-Auftritte u.a. von DJ DSL mit Matta Wagnest und die endlosen Dancing Queen-Schleifen von Bernhard Wolf, die Massen in das Haus am damals noch wenig beachteten rechten Ufer der Mur lockten. Neben Barbetrieb und Musik gab es auch Rückzugszonen in Form einer strengen und einer sanften Kammer.

Die Bar zog alsbald den Groll etablierter Innenstadtwirte auf sich, die die Konkurrenz durch diese Zwischennutzung zu spüren bekamen. Den Verbindungen von Architekt Michael Szyszkowitz zur Eigentümerfamilie des Kaufhauses und dem Publikumserfolg war es zu verdanken, dass bereits während der Laufzeit des herbst positiv über eine Verlängerung des Barbetriebes über den Festivalzeitraum hinaus von den Kaufhauseigentümern entschieden wurde.

Aber bereits am Tag der Wiedereröffnung kam es zu einem Sabotageakt, der die sofortige Schließung der Bar zur Folge hatte:

Im ersten Geschoss des Eisernen Hauses befanden sich die Toiletten. Diese waren natürlich völlig unbeaufsichtigt geblieben. Diese Situation nutzte der oder die Übeltäter um die WCs mit Toilettenpapier zu verstopfen und die Spülkästen so zu manipulieren, dass dauerhaft Wasser floss. Die darunter liegende Pizzeria im Erdgeschoss wurde zum Opfer eines massiven Wasserschadens. Die Kaufhauseigentümer hatten genug.

Trotz oder vielleicht wegen des abrupten Endes blieb vielen Grazerinnen und Grazern diese Bar in bleibender Erinnerung und viele Menschen haben mich noch Jahre danach darauf angesprochen. Denn eine Aktivierung des rechten Murufers wurde klar vermisst.

1998 wurde das zweite Kunsthausprojekt von Weber Hofer Architekten im Schlossbergstollen mittels Volksentscheid versenkt. Zwei Jahre brauchte man bis schließlich das Eiserne Haus als Ort des dritten und heute bestehenden Kunsthauses beschlossen wurde. Der Kaufpreis von Haus und Grundstück waren aber inzwischen – wundersamerweise – um ein Vielfaches gestiegen. Der Rest ist Geschichte und heute Kunsthaus.

Martin Krammer, Zürich 2017

1Siehe dazu: https://www.museum-joanneum.at/kunsthaus-graz/architektur/geschichte