„Vor zwei Jahren bin ich im Wörthersee geschwommen, da ist sie mir im Wasser begegnet“, erzählt der Kärntner Schriftsteller Josef Winkler in einem Interview in Die Presse im September 2015. Gemeint ist die Intendantin des steirischen herbst, Veronica Kaup-Hasler. „Unsere Blicke signalisierten bereits ein Einverständnis. Als wir dann draußen im Trockenen waren, ist daraus ein konkretes Gespräch geworden“.

Was folgte war eine Auftragsarbeit an Josef Winkler und den Komponisten Johannes Maria Staud, die ihre Uraufführung zur Eröffnung des steirischen herbst 2015 erlebte. Keine Oper, sondern eine installative Konzertperformance. Ein Experiment zeitgenössischen Musiktheaters: „Specter of the Gardenia oder Der Tag wird kommen“.

Die gleichnamige Skulptur des Surrealisten Marcel Jean inspirierte Winkler zu einem eigensinnigen surrealistischen Monolog, welcher vom Schauspieler Johannes Silberschneider in einer grandiosen Soloperformance auf die Bühne gebracht wurde. Er stand im subtilen Austausch mit Stauds Musik, gespielt von den 22 Instrumentalistinnen und Instrumentalisten des Ensemble Modern unter der Leitung von Emilio Pomàrico. Die Regie lag in der Hand der jungen Regisseurin Sofia Simitzis und weiters begleitete eine Videoebene von Heta Multanen die Produktion – Persönlichkeiten aus allen Bereichen der Kunst also, die hier eine Art Gesamtkunstwerk entstehen ließen, dessen Ursprung im Wörthersee liegt.

 

steirischer herbst 2015
Johannes Silberschneider in „Specter of the Gardenia oder Der Tag wird kommen“
Foto:  wolf silveri